Der Sommer 2015 ist zu Ende – zwischen April und September dieses Jahres gab es gefühlte zwei Wochen trübes Wetter, ansonsten Sonne und Wärme satt. Anders als für die vielen BadeseefreundInnen fällt die Bilanz für unseren Gemüseacker eher gemischt aus: der Supersommer hat seinen Tribut gefordert.
Los ging unsere Sommersaison im März mit der Errichtung eines Folientunnels. 300 m2 geschützte Anbaufläche haben die Pflanzung von wärmeliebenden Gemüsesorten überhaupt erst ermöglicht. Gleich zu Beginn hatte das gute Stück seine Feuerprobe zu bestehen: ein kräftiger Frühjahrssturm brauste heran, aber dank Mike, der mit ein paar Freunden am Gerüst hing, flog das Zelt nicht fort, die Folie hielt stand und auch das Gestänge verzog sich nur leicht. Gepflanzt wurden dann Tomaten, Gurken und Paprika, die allesamt kräftig und gesund bis zum Ende der Saison getragen haben. Die sonst für Gewächshäuser – also relative Monokulturen in geschlossenen Räumen – typischen Probleme mit Schädlingsbefall hielten sich sehr in Grenzen, lediglich ein kleines Spinnmilbenproblem hat die Gurken erwischt.
Auch unsere Befürchtung, dass die exponierte Lage an der Straße zum Baggersee dem Vandalismus oder Gemüsediebstahl Vorschub leisten könne, hat sich glücklicherweise kaum bestätigt. Lediglich ein Mal wurde eine größere Menge reife Tomaten abgerissen und auf der Straße zum Bahnhof umhergeworfen. Ansonsten konnte man oft beobachten, wie BaggerseegängerInnen interessiert in den Tunnel hinein sahen oder das Informationsschild am Feldrand lasen.
Wenn der Tunnel bald geräumt ist, wird der Boden bearbeitet und es soll einige Anbauversuche – beispielsweise mit Winterportulak – geben. Im Frühjahr kann dann nach den letzten Nachtfrösten gleich mit dem Auspflanzen von Salaten losgelegt und die Saison dadurch stark verfrüht werden.
Der Sommer hat unserem Bewässerungssystem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Während es sonst in unseren Breiten immer wieder mal Niederschläge gibt, war es in diesem Sommer sehr lange trocken und dabei extrem heiß. Das war katastrophal, denn mit dem von Mike verwendeten Gießwagen kann man die neu gesetzten Pflanzen durchaus einmal wässern, aber nicht den gesamten Acker durchgängig und ausreichend versorgen.
Anders als im Folientunnel gibt es auf dem Acker kein fest installiertes Bewässerungssystem. Die im Tunnel verwendete Tröpfchenbewässerung ist draußen nicht einsetzbar, denn sie liegt der mechanischen Unkrautbekämpfung – dem Hacken und Jäten – im Weg. Andererseits hat die im Gemüseanbau oft genutzte Überkopfbewässerung, also die feste Einrichtung von Wassersprinklern, einen sehr hohen Wasserverbrauch: gerade an heißen Tagen ist die Verdunstung enorm, hinzu kommt die einzuplanende Abdrift. Und schließlich müsste man an Supersommertagen mindestens einen halben Tag lang wässern, damit ein Kühlungseffekt eintritt und die Pflanzen nicht verbrennen.
Auch die Kopfkohlsorten haben sehr gelitten: Weißkohl, Spitzkohl, Rotkraut und Wirsing gingen ebenfalls in die Notreife, d.h. sie bildeten zu früh Köpfe aus. Kaum war der lang ersehnte Regen da, sind diese durch den erhöhten Wasserdruck aufgeplatzt. So kamen wir zwar schon früh in den Genuss kleiner zarter Kohlköpfchen, werden aber im Winter auf weitere Ernten weitgehend verzichten müssen.
Ein schwacher Trost angesichts dieser Verluste: dank der Trockenheit wuchs auch das Unkraut wenig und Pilzbefall gab es so gut wie keinen. Und schließlich ist nicht alles dahin: der Rosenkohl und der Grünkohl stehen prächtig da, auch die Wintersalate gedeihen, ebenso wie der Lauch.
Die Bewässerung ist und bleibt ein schwieriges Thema: einen Brunnen zu bohren ist sehr kostenintensiv und ergibt daher auf dem gepachteten Landstück keinen Sinn. Auch ein Wasseranschluss an das Gemeindenetz muss erst gelegt werden und ist dann im Betrieb recht teuer. Die Kalkulationen mit dem Berater des Landwirtschaftsamts ergaben, dass eine dauerhafte Bewässerung derzeit wirtschaftlich nicht sinnvoll ist und es zunächst bei der mobilen Bewässerung bleibt. Zumindest, so lange wir auf dem gepachteten Acker anbauen. Und das bringt uns zum nächsten sehr drängenden Thema: Land.
Wir brauchen mehr Flächen! Allein schon um die im ökologischen Anbau notwendigen Fruchtwechsel und Ruhephasen einzuhalten, ist eine erhebliche Ausweitung der Ackerfläche nötig. Denn wenn dieselben Flächen immer wieder bestellt werden, laugt der Boden aus, die Fruchtbarkeit nimmt ab und es steigt das Risiko von Schädlings- und und Pilzbefall. Wichtig ist für neue Ackerflächen eine gute Erreichbarkeit, denn im Gemüseanbau muss das Bearbeitungsgerät ständig gewechselt werden und die zurückzulegenden Wege summieren sich so schnell zu beträchtlichem Ausmaß.
Auch abseits vom Acker war einiges los. Den Auftakt der Saison bildete unser Hoffest mit einem Auftritt der „Wilden Tönchen“. Im Mai folgte ein Jungpflanzenmarkt auf dem Rathausplatz, auf dem mitgebrachte Gemüse- und andere Pflanzen getauscht oder gegen Spende erworben werden konnten. Es folgte eine gemeinschaftliche Kürbis-Pflanz-Aktion auf dem Acker von Klaus Häcker im Sallenbusch.
Während der Ferienzeit war dann eine rasche Lösung für den Umgang mit dem nicht abgeholten Gemüse gefragt – immer wieder blieben bei der Samstagsausgabe kistenweise Tomaten und Zucchini übrig. Mit den AbonnentInnen Sandra und Marcus Gläske haben wir diese Lösung gefunden. Die beiden haben sich der Ausgabereste angenommen und sie nach und nach zu Konserven verarbeitet. Jetzt stapeln sich die Gläser mit Tomatensoße und Zucchini-Relish und wir freuen uns schon auf die Verteilung im Winter. Welch eine klasse Initiative – Danke an die Gläskes für ihr kundiges Engagement!
Und nicht zuletzt haben wir den Gutes Gemüse Verein gegründet – ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der die Förderung des nachhaltigen Landwirtschaftens zum Ziel hat. Und mit dem wir in unserer SoLaWi und darüber hinaus noch viel vor haben….
Für die Steuergruppe: Mike und Wanda