Meine Freundin und ich haben uns dieses Jahr bei der Internetplattform „WWOOF“ angemeldet, die Arbeitskräfte gegen Kost und Logis an ökologisch bewirtschaftete Höfe vermittelt. Als wir die Liste der Höfe durchschauen, fällt uns die Gemeinschaft „Gutes Gemüse“ auf…
…die sich als selbstorganisierte solidarische Landwirtschaft vorstellen. Das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft ist uns bereits bekannt und wir interessieren uns sehr dafür. Daher fragen wir an, ob wir „Gutes Gemüse“ nicht für eine Woche unter die Arme greifen können.
Unsere schriftliche Anfrage wird ziemlich schnell und sehr freundlich beantwortet und so machen wir uns auf den Weg nach Weingarten in der Nähe von Karlsruhe. Da die SoLaWi „Gutes Gemüse“ ein Verein von ca. 70 Dorfbewohnern ist, die beschlossen haben sich ihr eigenes Gemüse anzubauen, ist kein Hof vorhanden, auf dem wir unterkommen könnten. Daher wird uns ein Zimmer im Haus von Dagmar und Markus zurechtgemacht, die im Vereinsvorstand sind und sich bereit erklärt haben die „anfallenden“ Wwoofer aufzunehmen.
Wir werden zunächst von Elisabeth am Bahnhof abgeholt, die als Angestellte des Vereins die Felder und Folientunnel bewirtschaftet. Sie ist eigentlich Kräutergärtnerin und hat eine Gärtnerei, doch seit diesem Jahr kümmert sie sich auch um die Felder der SoLaWi. Vom Gemüseanbau habe sie eigentlich wenig Ahnung, meint Elisabeth, aber sie versuche ihr Bestes und lerne gerne dazu. Mit ihr fahren wir zuerst einmal aufs Feld, um einen Eindruck zu gewinnen. Zunächst sind wir sehr überrascht, dass zu der Jahreszeit noch soviel wächst. Der Acker beherbergt noch eine gefühlt riesige Vielfalt an Gemüse. Von diversen Kohlsorten über Karotten und anderem Wurzelgemüse bis hin zu Spinat und Salat ist alles vorhanden. Dies überrascht uns zunächst, da wir immer davon ausgegangen sind, dass außer Kohl bei diesen Temperaturen und in unseren Gefilden nichts mehr auf den Feldern wächst. Wie sich herausstellt ist dies ein schwerer Fehlschluss.
Nach Besichtigung des Ackers werden wir Dagmar, Markus und ihren beiden Kindern vorgestellt, die für die nächste Woche unsere Gastgeber sein werden. Die ganze Familie ist sehr freundlich zu uns und wir werden direkt herzlich in den Alltag aufgenommen. Von nun an geht es jeden Tag von ca. 10 bis 16 Uhr auf den Acker, wo wir Lena kennenlernen, die gegen Bezahlung bei der Feldarbeit mithilft. Wir sind viel mit Ernten, aber auch mit Wintersaat ausstreuen beschäftigt, außerdem müssen noch einige Beete von Netzen befreit werden, die bislang Schädlinge abgehalten haben. Die Arbeit macht Spaß und wir können viel von Elisabeth lernen, die versucht die Felder so natürlich wie möglich zu bewirtschaften. Ab und zu kommt auch eine Dame vom ökologischen Beratungsdienst vorbei, die alle Fragen und Unklarheiten beantworten kann und hilfreiche Tipps zu geben hat.
Alles in allem sind wir sehr beeindruckt von den Feldern und den beiden Folientunneln der Solawi, in denen unter anderem Tomaten, Gurken, Auberginen und Paprika angebaut werden. Außerdem gehört noch ein Schrebergarten zum Gelände der Solawi, in dem auch noch einige Projekte anstehen, wie zum Beispiel Beete anlegen oder eine Totholzhecke für Nützlinge bauen. Am Samstag, einen Tag vor unserer Abreise, treffen wir uns mit einigen Solawimitgliedern dort zum Lagerfeuer und Stockbrot machen.
Die Woche unseres Aufenthalts ging sehr schnell vorüber und wir haben die Zeit sehr genossen. Wir haben viele neue Eindrücke bekommen, neues gelernt und außerdem viele neue Bekanntschaften gemacht. Den Besuch der Solawi „Gutesgemüse“ würde ich jederzeit wiederholen!
Joscha