Vor kurzem hatte Mona die Frage gestellt: Wann ist gutes Gemüse eigentlich gut? und mit Wenn es von Mike kommt! beantwortet. Stimmt schon mal in vieler Hinsicht. Denn Mike produziert sein Gemüse regional und saisonal. Unabhängig von irgendeinem Qualitätssiegel heißt dies, dass der Wasserverbrauch angemessen ist und dass die Transportwege kurz sind.
Dazu muss man sich vergegenwärtigen: eine Bio-Tomate, die ich im Winter kaufe, hat eine kaum bessere Öko-Bilanz als eine konventionell produzierte – allein wegen der CO2-Emissionen beim Flugzeugtransport aus Spanien oder Marokko!
Produktionsart | CO2 in g / kg Lebensmittel |
Konventioneller Anbau im heimischen beheizten Gewächshaus ausserhalb der Saison | 9300 |
Ökologischer Anbau im heimischen beheizten Gewächshaus ausserhalb der Saison | 9200 |
Flugware von den Kanaren | 7200 |
Konventioneller Anbau in der Region während der Saison im nicht beheizten Gewächshaus | 2300 |
Freiland-Tomaten aus Spanien | 600 |
Konventioneller Anbau in der Region während der Saison | 85 |
Ökologischer Anbau in der Region während der Saison | 35 |
Quelle: Universität Gießen, Ökologie und Landbau: Zahlen nach Pendos CO2-Zähler (2007)
Wie steht es bei uns mit einem Bio-Siegel? Zuallererst: Mike ist bis jetzt nicht bio-zertifiziert. Aber wir haben von Mike ein persönliches Commitment für den ökologischen Anbau. Im Winter 2014 hat sich das Plenum, also alle mitdenkenden SoLaWi-Mitglieder, die der Einladung zur Sitzung folgten, für die Strategie „Vertrauen statt Zertifikat“ entschieden, weil Kosten und Aufwand für eine Zertifizierung nicht unerheblich sind. Zusätzlich kommt Unterstützung aus der Steuergruppe: Mike erhält von Sonja Güntner kompetente Beratung in allen Fragen der ökologischen Landwirtschaft. Sonja arbeitet hauptberuflich in einer Öko-Kontrollstelle.
Die Richtlinien, nach denen Mike und Sonja wirtschaften, orientieren sich an der EG-Öko-Verordnung. Diese beinhaltet viele trockene und abstrakte Passagen. Darum habe ich ein kleines, informatives Ping-Pong-Spiel daraus gestaltet. Jeweils im Kasten findet ihr eine leicht eingekürzte Version der gültigen Bestimmungen, (entnommen aus: Ökologischer Pflanzenbau von Eckard Reiners, S. 44-52). Darunter beschreibt Mike, was die Bestimmungen für ihn bedeuten und wie er diese ganz konkret auf dem Feld umsetzt.
Das Anbausystem und speziell die Bodenbearbeitung müssen so ausgelegt sein, dass der Humusgehalt des Bodens erhalten oder gesteigert wird, die Bodenstabilität und die biologische Vielfalt im Boden verbessert und Schäden wie Verdichtungen und Erosion verhindert werden. Die Unkrautregulierung erfolgt mechanisch und thermisch.
„Schon unsere Bändergewebe bewirken als als Unkrautschutz einiges. Vor allem aber freut mich, dass die SoLaWi-Mitglieder mittlerweile schon zum zweiten Mal in dieser Saison beim Jäten fleißigen Einsatz gezeigt haben. Die Bereitschaft mitzuhelfen und so den Mehraufwand mitzutragen, den der mechanische Ansatz bringt, sehen viele der SoLaWi sehr bewusst. Auch fürs Tomatenernten haben sich 5 Abonnenten gemeldet! Ich könnte mir eine regelmäßige Hilfe auf diesem Weg vorstellen.“
Die Pflanzengesundheit wird durch vorbeugende Maßnahmen wie die Auswahl geeigneter Arten und Sorten, durch geeignete Fruchtfolgen und durch die Förderung von Nützlingen erhalten.
„Beim ökologischen Anbau stellt man die Nützlinge den Schädlingen entgegen. Für unsere Fläche habe ich Hummeln gekauft und zur Bestäubung der Tomaten eingesetzt. Bei den Gurken arbeiten verschiedene Schlupfwespen, Florfliegenlarven und Gallmücken gegen die Blattläuse. Dabei parasitieren die Wespen die Läuse und die Florfliegenlarven fressen und saugen Einzelne frei lebende aus. Zusätzlich helfen die Florfliegenlarven bei der Bekämpfung von Thrips, Spinnmilbe, Zitrusschmierlaus und Weiße Fliege. Außerdem haben sich zahlreiche Marienkäferlarven eingefunden, die aber auch draußen zu finden sind.“
Jungpflanzen z. B. im Gemüsebau müssen generell aus ökologischer Erzeugung stammen. Es muss ökologisch vermehrtes Saat- und Pflanzgut verwendet werden.
„Mein Saatgut habe ich vom Dreschflegel bezogen (www.dreschflegel-saatgut.de/), z.B. Radieschen, Spinat, Ochsenhörner (Kohlrübe) und Eiszapfen (Rettich). Die Setzlinge kamen als von Uli Natterer aus Vaihingen (www.natterer-bioland.de). Gemüsesorten, die nicht zum Abonnement gehören, sind konventionelles Pflanzgut, z.B. der Eisbergsalat, Chinakohl oder der Lollo Rosso. Die Zukäufe wiederum, die zum Abonnement gehören, wie die Kartoffeln und Zwiebeln beispielsweise, beziehe ich von Fam. Krieger aus Berghausen (http://www.krieger-hummelberghof.de/, Bioland). Eventuell bekommen wir von ihnen auch Knoblauch, wenn ihnen ihr Versuch gelingt. Die zugekauften Karotten, Pastinaken, Petersilienwurzeln sowie den schwarzen Rettich oder zum Teil auch Sellerie kaufe ich bei Fam. Kohler aus Gondelsheim (www.gaertnerhof-kohler.de, Demeter).“
Mineralische Stickstoffdünger dürfen nicht verwendet werden. Als ergänzende Düngemittel, Bodenverbesserer oder Pflanzenschutzmittel dürfen nur bestimmte Produkte verwendet werden, die in Anhang I (Seite 216) und II (Seite 219) der Verordnung (EG) 889/2008 verbindlich festgelegt sind. Die Bodenfruchtbarkeit ist vor allem durch den Anbau von Leguminosen, einer mehrjährigen Fruchtfolge mit Zwischenfrüchten, Untersaaten oder Gründüngung, sowie Wirtschaftsdüngern und Komposten ökologischer Herkunft, wie z.B. Pflanzen, Mikroorganismen oder biodynamischen Präparaten zu erhalten.
„Als Düngemittel verwende ich hauptsächlich Haarmehlpellets für den Stickstoffbedarf. Dann kommen noch Hornspäne und –mehl als schnellere oder langsamere Stickstoffe zum Einsatz. Hornspäne gelten als universell einsetzbarer, organischer Stickstoffdünger mit natürlicher Langzeitwirkung. Genutzt wird zur Herstellung aller Horndünger hauptsächlich zerkleinertes Horn von Schlachttieren wie z.B. Hufe und Hörner oder Knochen und Fell von Rindern. Horndünger gehören, entgegen Kunstdünger, daher zu den rein natürlichen Stickstoffdüngern und werden von Biobauern verwendet. Von Vorteil ist, dass eine Überdosierung kaum möglich ist. Außerdem nutze ich noch Kalk-Magnesium, um den ph-Wert zu stützen und zum Humusaufbau kommen Zwischenbegrünungen mit Leguminosen zum Einsatz. Der Einsatz von Brennesseljauche wäre ebenso möglich. Auch die Nutzung Effektiver Mikroorganismen ist sehr interessant. Von Ute (Mahling) habe ich ja schon einen Sud zum Spritzen gegen Pilzkrankheiten bekommen. Das entspricht in etwa der Funktion von Kupfer, d.h. auf der Blattoberfläche wird ein saures Milieu geschaffen, so dass der Pilzbefall eingedämmt wird.“
…Etwas andere Verhältnisse herrschen im Gemüsebau, im Wein- und Obstbau sowie bei anderen Sonderkulturen. Die Möglichkeiten der Fruchtfolge sind hier eingeschränkt bzw. bei Dauerkulturen nicht gegeben, der Nährstoffbedarf ist speziell im Gemüsebau oft sehr hoch. Auch über Untersaaten und Begrünungen ist die Humus- und Nährstoffversorgung nicht immer zu gewährleisten. Bei diesen Kulturen besteht deshalb häufiger der Bedarf, auf die in Anhang I zugelassenen, organischen und mineralischen Ergänzungsdüngemittel zurückzugreifen, um die Versorgung der Pflanzen sicherzustellen.
Regelmäßige Bodenuntersuchungen auf Kalium, Phosphor, Magnesium und Spurenelemente sind auch im ökologischen Anbau anzuraten. Nur bei schlechter Versorgungslage ist eine Ergänzungsdüngung angebracht, bei Versorgungsstufe C kann nur bei bedürftigen Kulturen eine Düngung in Höhe des erwarteten Entzuges erwogen werden.
„Ich arbeite Hafer als Gesundungspflanze ein. Der geschützte Anbau von Gemüse, wie im Folientunnel, ist natürlich immer problematisch. 3-5 Jahre lang wächst dort am gleichen Standort die immer gleiche Frucht. Die Folgen können Seuchen oder Ablagerungen von Salzen sein. Die Humusbildung stellt allerdings kein Problem dar. Ich arbeite Kompost und Pferdemist unter. Im Gewächshaus benutze ich außerdem Vinasse (Stickstoff-Flüssigdünger) aus Zuckerrüben-Melasse oder OPF (Organic Plant Feed). Das versorgt die Pflanzen mit Stickstoff, Phosphor und Kali.“
Übrigens: das schöne am Saisonalen ist doch die Vorfreude… Endlich wieder… Tomaten, aromatisch und in voller Pracht. Ein richtiger Paradeiser eben! Oder einfach nur: ein verdammt Gutes Gemüse! Guten Appetit!
Eure Mona